Donnerstag, 4. Dezember 2008

Mit 15 kleinen Schülern in 3950 m Höhe

Gerne fahre ich immer wieder zu Besuchen in die Dörfer an der argentinischen Grenze. Es geht da durch ein ganz bizarres Flusstal. Fast schon beängstigend, wenn man beiderseits des derzeit nicht Wasser führenden Flusses die gut und gerne 50 Meter hohen glatten Felswände sieht. Der Weg natürlich sehr sandig und man muss kräftig Gas geben und gegenlenken wie bei einer Rallye, dass man die Kurven richtig bekommt und nicht womöglich an der Felswand landet. Nun, ich beherrsche sehr gut meinen Jeep und fühle mich sicher in ihm. Es gibt wohl Spuren von Jeeps und einem LKW, die schon Tage vor mir eingefahren sind, aber die Piste ist sehr holperig, einem Waschbrett ähnelnd, wenn man darüberfährt. Plötzlich sieht man zwei riesige Felsen, die wohl vor langer Zeit abgerutscht sind und lediglich eine kleine Durchfahrt freigeben. Es klappt alles. Wir kommen in Rio Seco an, einem ganz entlegenen Bergdorf.

Die Kinder springen zu meinem Jeep, die drei Lehrer begrüßen mich und schon taucht der eine oder andere Dorfbewohner auf. Wir plaudern über das und jenes. Dann nehme ich die Messintentionen auf. Lehrer Alvarado stellt ein Jesusbild auf den Altar und lässt Intentionen für seine schon verstorbenen Kinder aufnehmen. Er hat noch lebende sieben Kinder. Einige sind schon im Gymnasium in Tupiza, die Kleineren mit ihm und seiner Frau, auch eine Lehrerin, wohnen hier. Nach dem Essen kicken wir etwas mit den Kleinen, und weiter geht’s zu unserem Wallfahrtsort Killacas. Auf engen, ganz steilen Serpentinen geht es die 10 Kilometer bergauf. Dann der herrliche Blick von fast 4.000 Metern Höhe auf das malerisch schön gelegene Bergdorf. Dahinter ein großes Tal und auf der anderen Seite sieht man schon die Berge von Argentinien.

Ich halte auf dem Dorfplatz und es kommt mir Lehrer Agustin entgegen, ein Mann Mittfünfziger und auch Katechet. Er freut sich über diesen Besuch. Wir plaudern etwas und ich frage ihn, ob ich etwas zu den Schülern sprechen könne. "Selbstverständlich", so Agustin. Etwa 15 kleine Schüler habe ich vor mir. Ich erzähle etwas über das Leben Jesu, wir machen dann das Kreuzzeichen und beten das Vater Unser. Ich bin erstaunt, wie sie alle das Kreuzzeichen machen können und die wichtigsten Gebete auswendig können. Keine so selbstverständliche Sache, aber Lehrer Agustin erklärt mir, dass er täglich mit den Kindern betet und über die Bibel spricht. Ich freue mich darüber. Wir gehen hoch zur Kirche. Niemand hat den Schlüssel, aber dann finden sie doch noch den Dorfbewohner, der uns die Kapelle aufschließt.

Ich bete sehr gerne in dieser Kapelle, nur dieses Mal ist alles in Unordnung. Die Bänke reihum der Wand entlang gestellt. Papiere und Flaschen auf dem Boden. Nun, sie haben am Pfarrfest darin gefeiert. Ich meine nur, die Kirche aber wieder aufzuräumen, denn es kommen auch Argentinier hierher, die einfach mal in der Kapelle beten wollen. Nun, so was erlebt man halt auch. Lehrer Agustin will für das Aufräumen sorgen. Wir planen schon den nächsten Besuch, aber auf rund meines anstehenden Heimaturlaubs und der sich anschließenden Regenzeit wird es wohl Monate dauern, bis ich wieder kommen werde.

Auf dem Heimweg steigt mein Begleiter, Katechet und Indianerhäuptling Don Mario Mamani, in Rio Mojón aus dem Jeep. Ich mache noch einen Rundgang durchs Dorf und dann meinen die Dorfbewohner, ob ich nicht noch eine Messe lesen könne, denn bald ist es Allerheiligen, wo der Hochlandindio besonders der Toten gedenkt. Das können wir machen. Nach etwa einer halben Stunde versammeln sich etwa 80 Bürger in der neuen Kapelle. Gut und gerne nochmals eine halbe Stunde nehme ich Messintentionen auf. Man bringt schon eine schwere LKW Batterie bei, um eine 12 Volt Lampe zum Leuchten zu bringen. So geht es einigermaßen zum Schreiben.

Doch etwas müde komme ich in meiner Missionsstation spät abends an. Noch ein paar Kekse und einen Kaffee genehmige ich mir und dann geht’s auch schon ins Bett.

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