Mittwoch, 28. Februar 2007

Ein zerbrochener Hammer legt Kapellenbau lahm

Ja in unseren Breiten muss man als Pater immer wieder hinterher sein, dass es bei Bauten auch zügig vorangeht, sonst kann nämlich folgendes passieren. Ganz aufgeregt rief über das örtliche Krankenhaus in San Pablo de Lípez mein Baumeister an: "Pater, ich verschwinde, werde nicht mehr weiterarbeiten. Kommen Sie sofort." So die Meldung. Ich konnte natürlich bei den derartigen Regenschauern nicht mit dem Jeep rausfahren, meist ist es ja auch nach meiner Erfahrung nicht so schlimm, wenn sie ganz aufgeregt kommen. "Kommt doch zu mir nach San Pablo, dann können wir miteinander reden", meinte ich. Das war dem Baumeister auch nicht zu viel. Mitten im Schlamm kam er mit seinem Fahrrad wenige Stunden nach dem Funkanruf an. Die Kleider ganz durchnässt und verschlammt, dabei war noch sein Springer. "Setzt Euch erst mal hin und trinkt einen heißen Kaffee, so lässt es sich besser reden", meinte ich. „Pater, ich fand meinen zerbrochenen Hammer nicht mehr auf der Baustelle. Da die Kinder des Präsidenten des Baukomitees immer mit den Werkzeugen und übriggebliebenem Holz spielen, habe ich mich gleich auf den Weg zum Präsidenten gemacht, um ihm die Lage zu schildern", so der Baumeister. Dort scheint es zu einem Wortwechsel gekommen zu sein, in dessen Folge der Präsident ihn wohl entlassen wollte und ab sofort die Bauten einstellte.

Am späten Abend nach der Abendmesse traf dann auch noch der Präsident ein und schilderte mir bis fast Mitternacht die Situation. Tatsächlich ging es um den „zerbrochenen Hammer". Man habe seine Kinder beschuldigt, ihn gestohlen zuhaben und das habe ihn geärgert. Später nach insgesamt über einer Stunde des Suchens fand man ihn unter weiterem Baumaterial in der Kapelle. Das habe ihn so geärgert, dass man seine Kinder als Diebe hinstellt, dass er die Bauarbeiten eingestellt habe.

Was nun? Am nächsten Tag kam noch der zuständige Mann für die Materialverwaltung des Baus. Auch mit ihm sprach ich recht lange. Immer die gleiche Version. Der zerbrochene Hammer. Ich machte mich dann trotz Regen auf den Weg und rief eine Versammlung im Dorf ein. Alle Amtsträger waren zugegen. Lange wurde diskutiert, bis ich schließlich meinte: „Das Beste wäre es, wir würden uns nun die Hand geben und den Bau wieder aufnehmen." Das war aber gar nicht so einfach, da im Laufe der Diskussion soviel über das Leben des Dorfes ans Tageslicht kam, das eigentlich nichts mit dem Bau zu tun hatte. Aber es gelang uns dennoch, dass man wieder in Frieden die Arbeiten aufnahm.

Ihr seht, wenn man nicht ständig koordiniert, die zerstrittenen Parteien an einen Tisch bringt, abklärt und ermuntert bleiben solche Bauten einfach liegen. Unsere Hochlandindios sind einfach nicht dazu geschaffen, auch einmal Probleme selbst zu lösen. Sie brauchen immer einen "Häuptling", auf den sie vertrauen und der die Dinge wieder ins Lot bringt. Das Gleiche passiert natürlich auch in der großen Landespolitik. Immer wieder Proteste, weil jeder noch einen Dollar mehr rausholen möchte, ohne Rücksicht auf Verluste wie bei Demos, bei denen dann einfach alles brachliegt und Millionenschäden durch beispielsweise nicht ausgelieferte Waren entstehen. Jeder Präsident hat es hier schwer, nur ist es dieses Mal ein Präsident von ihnen, was die Lage sicherlich noch brisanter macht.

Auch bei den derzeitigen Überschwemmungen im Departement Beni und Pando war man nicht bereit, in den Zonen den Ausnahmezustand auszurufen. Dadurch könnten viele Hilfssendungen aus dem Ausland eintreffen. Wie man hört, steckt auch hier Politik dahinter. Die Ministerpräsidenten in den betroffenen Regionen sind nicht von der Partei des Präsidenten. Das besagt alles. Wer leidet, ist das Volk selbst. Das scheint man zu vergessen. Eine große Spendenaktion für die vom Hochwasser Betroffenen wurde ins Leben gerufen. Die katholische Kirche ist auch dabei, damit das Ganze transparent ist, wie es so schön heißt.

Leider ist es auf der ganzen Welt so, dass bei Hilfsaktionen immer einige ganz Schlaue sich bereichern. Bei dem Tsunami erreichten sogar viele Milliarden Euros nicht ihr Ziel.

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