Freitag, 2. Januar 2009

Missionsarbeit in 4000 Metern Höhe Von unserem Mitarbeiter Christopher Töngi

Käfertal: Pater Claus Braun feiert Jahreswechsel in seiner alten Heimat / Seit 16 Jahren wirkt er im südamerikanischen Bolivien

Missionsarbeit in 4000 Metern Höhe Von unserem Mitarbeiter Christopher Töngi

Entspannt sitzt Pater Claus Braun auf seinem Sofa. Er greift zum Gebäck auf dem Tisch - "so etwas gibt es leider nicht in Bolivien." Der katholische Priester tauschte vor 16 Jahren das geordnete europäische Leben gegen das Abenteuer "Missionsarbeit" in San Pablo del Lipez.
Schon früh entdeckte der 54-Jährige seine Liebe zu Südamerika. Nach seiner Priesterweihe in Freiburg folgte er einem befreundeten Missionar ins brasilianische Amazonasgebiet - 1992 fiel dann die Entscheidung für Bolivien. "Am Anfang war das eine große Umstellung, vor allem wegen dem großen Höhenunterschied." Dieser beträgt in den bolivianischen Anden, nahe der Grenze zu Chile und Argentinien, bis zu 4440 Meter. Zum Vergleich - Mannheim liegt etwa 97 Meter über dem Meeresspiegel. "Kopfschmerzen waren da keine Seltenheit", erinnert sich Braun an die ersten Monate an seiner neuen Arbeitsstätte. Mittlerweile hat er sich jedoch an den hohen Luftdruck gewöhnt.

Wandel dank Missionsarbeit
Seit Braun sich für die Pfarreien San Pablo del Lipez und San Antonio del Lipez engagiert, hat sich dort vieles verändert. Für Schüler aus weiter entfernten Dörfern baute Braun gemeinsam mit Maurern und Freiwilligen aus dem Dorf Internate, sodass eine Versorgung garantiert werden kann. Nicht selbstverständlich im ärmsten Land Südamerikas, zumal es in der Gegend der Missionsstation nur vier Gymnasien gibt. "Diese Situation hat es erforderlich gemacht, Schulspeisungen zu organisieren, damit die Lernenden regelmäßig eine warme Mahlzeit erhalten", berichtet Braun. In diesem Jahr schaffte er es trotz einiger Rückschläge, die letzten beiden der fünf Kapellen fertigzustellen. So gelassen wie Braun diese Fortschritte schildert, so schwer war es, sie zu erreichen. "Mal gab es kein Baumaterial, dann war kein Lkw vorhanden oder die Bauarbeiter, alles Bürger des Dorfes, mussten tagelang auf ihr Feld. Das war schon hinderlich bei unserem Bauvorhaben", erzählt der Missionar. Dennoch gibt er nicht auf, auch wenn es oft nicht leicht ist, seine Tätigkeit zu finanzieren. Denn die Missionsarbeit im bolivianischen Hochland wird allein durch Spenden finanziert - ein Gehalt bezieht Braun nicht.

Viel Sport im Heimaturlaub
Während seines Heimaturlaubs in Käfertal hält er sich bei seiner Mutter Marianne auf. Vor allem sportliche Ereignisse faszinieren Braun. "Ich fiebere gern bei Heimspielen der Adler Mannheim mit - neuerdings hat es mir auch die Mannschaft der TSG Hoffenheim angetan", gesteht Braun. "Einfach Klasse die Stimmung im Carl-Benz-Stadion. Schade, dass die Rückrunde schon im neuen Stadion in Sinsheim ausgetragen wird", bedauert er. Aber auch ganz "normale" Aktivitäten sind etwas Besonderes. "Fahrradfahren - in Bolivien aufgrund des sandigen Bodens undenkbar", berichtet Braun. Jeden Tag fährt er deshalb zwei bis drei Stunden in Mannheim umher. Die niedrigen Temperaturen stören ihn dabei nicht. Im Gegenteil - die Wetterverhältnisse in Deutschland sind für den Missionar eine willkommene Abwechslung zu der "brennenden Sonne" Boliviens.

Unterschiedliche Bräuche
Heiligabend verbrachte Braun ganz traditionell im Kreise der Familie. In den letzten Jahren war dies anders: Neun Tage vor dem Weihnachtstag feiern die Bewohner Boliviens das Fest "Novena". "Sie bringen eine Jesuskindfigur in eine Hütte des Dorfes, wo sich viele Familien zum Singen und Beten versammeln. Geschenke sind dabei kein Thema", erklärt Braun die unterschiedlichen Bräuche. "Die Vorbereitungen für Silvester beginnen in Bolivien schon Tage vorher", berichtet der Missionar und fügt hinzu: "Die Frauen des Dorfes bereiten extra ein großes Abendessen vor." Am letzten Tag des Jahres hält Braun abends die Jahresschlussmesse. "Dort wird berichtet, was sich im Jahr alles zugetragen hat", so der 54-Jährige. "Kurz vor Mitternacht erwarten alle Bürger gemeinsam im Dorfsaal das neue Jahr." Punkt zwölf Uhr ertönt dann ein lauter Schlag: "Ein Bauwerkarbeiter zündet pünktlich zum Jahreswechsel Dynamit auf einem Berg - das rummst im ganzen Dorf", beschreibt Braun die Begrüßung des neuen Jahres in Bolivien. Anschließend tanzen alle Bürger im "gerammelt vollen" Dorfsaal, bis die Sonne aufgeht - dass soll Glück bringen.

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