Dienstag, 4. November 2008

Eine Nacht auf Zement

In unseren Breiten gibt es immer wieder Überraschungen. Ich war zum Pfarrfest nach Quetena Chico unterwegs. Über fünf Stunden Fahrt auf recht holperigen Pisten. Obwohl das Dorf vor wenigen Tagen eine Straßenbaumaschine erwerben konnte, wird es nicht einfach sein, diese über Felsen führende Straße zu begradigen. So bin ich froh, wenngleich etwas müde mit heilem Jeep im Dorf eingetroffen zu sein. Mein Katechet und ich warfen einen Blick in die Kapelle, wohl recht dunkel, aber doch mit einem neuen Dach versehen und vor allen Dingen gereinigtem Boden, den ich bei früheren Besuchen nicht einmal sehen konnte, weil sicher gut und gerne 2 - 3 Zentimeter Sand auf den Klinkersteinen lagen. Wir gingen in die örtliche Pension, tranken einen Kaffee und aßen dazu ein Stück Brot. Gleich darauf servierte die Frau des Katecheten noch eine Suppe. Dann schauten wir uns das Schlafgemach in der anderen Pension an. Wir wurden durch eine Baustelle geführt, und dann ging eine Türe in ein Zimmer auf. Was soll denn das sein, fragte ich mich? Auf den Steinboden wurde mit Steinen und Zement ein etwa 40 cm hohes Fundament gebaut, auf dem dann die Matratze lag. Das wird eine kalte Nacht werden, so auch der Kommentar meines Katecheten. Nun stand die Abendmesse an. Viele Intentionen hatte ich aufzunehmen. Man brachte mir einen Stuhl, leider fehlte das Holzteil zwischen den beiden Alustangen als Rückenlehne. Der Altar war natürlich zu hoch zum Schreiben und da er auch massiv aus Lehmsteinen hergestellt war, konnte ich meine Füße nicht unter den Tisch stellen, sondern versuchte mich an eine Ecke zu setzen, um rechts und links die Beine ausstrecken zu können. Das Licht hat man leider zwischen Altartisch und Hochaltar angebracht, sodass ich im Schatten schreiben musste. Aber es ging. Bei der Messe stellte ich mich immer etwas schräge zum Altar, um etwas Licht zu haben. Gegen 23.00 Uhr zogen wir uns zum Schlafen zurück. Es war kalt im Zimmer und auch die Matratze auf diesem Steinaufbau wollte mich trotz fünf Decken überhaupt nicht wärmen. Ich dachte mir die ganze Nacht über, hoffentlich schaden wir der Gesundheit bei dieser Kälte nicht. An Schlafen war überhaupt nicht zu denken. Am nächsten Morgen dann das Aufnehmen der Messintentionen und der Taufen. Ich war schon vor acht Uhr in der Pension. Recht müde nach einer schlaflosen Nacht. Bis gegen 11.00 musste ich dann Messintentionen und 23 Taufen aufnehmen. Ich sagte den Leuten, dass ich so müde sei und deshalb nicht viel nachfragen kann. Das hat sich schnell herumgesprochen, denn normalerweise spreche ich etwas mit Paaren, die noch nicht kirchlich geheiratet haben und schiebe auch mitunter die Taufe des Kindes auf. Recht müde kam ich dann zum Gottesdienst. Es ging so einigermaßen. Bei der Predigt musste ich schon alle Kräfte aufbringen, um meine Gedanken zu ordnen. Ohne Schlaf geht es halt nicht. Aber der HERR wird unseren guten Willen zu schätzen wissen. Nach einem Mittagessen und einem Mittagsschläfchen ging’s dann hoch auf 5.011 Meter. Dort verarbeitet eine Firma Borax und macht sich die Energie dortiger Geysire als Energielieferant zu eigen. Ich spürte zunächst nichts von der Höhe. Wir feierten in der Tat die Hl. Messe mit etwa 70 Arbeitern, die gerade frei hatten und dann schaute ich noch etwas Fernsehen, ehe ich mich ins Bett zurückzog. Exakt nach 4 Stunden spürte ich dann die Höhe. Kopfweh machte sich breit und auch ein Brechreiz. Als letzterer vorüber war, konnte ich dann doch einigermaßen gut schlafen. Am nächsten Morgen dann die Messe mit der zweiten Schicht. Dann ging’s wieder runter auf " humanere" Höhen. Herrlicher Ausblick in Culchis auf eine Lagune. Davor ein abgetrenntes Thermalschwimmbad und Tausende von Flamingos. Gottes Natur entschädigte uns für die Anstrengungen.

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