Da wieder ein relativ weit entfernter Besuch in einigen Gehöften anstand, war ich froh, dass mich der Häuptling begleitete. Don Alejandro kannte sein Stammesgebiet wie aus dem FF. Sein Blick schweifte während der Fahrt über die riesigen Ebenen und die Gebirgsformationen. “ Da vorne, siehst Du, da liegt ein totes Bicuña” sagte er mir nach einigen Kilometern. Ich sah zunächst nichts, aber dann als er mit dem Finger in die Richtung deutete, erkannte auch ich ganz weit entfernt das Tier aus der Familie der Lamas. Was dieser Mann doch ein Blick hat, dachte ich mir. “Wer hat wohl dieses Tier getötet”, so die Frage von Häuptling Alejandro? War es ein Leopard? Diese kleinen Raubtiere treiben sich immer in den Bergen herum auf der Suche nach Nahrung. Oder war es vielleicht auch ein Fuchs, der sich besonders junge Bicuñas nicht entgehen lässt. Zu guter Letzt fragten wir uns, ob es vielleicht auch einer der Wilderer war, die in dieser entlegenen Andengegend gerne nach Bicuñas Ausschau halten, denn ihr Fell hat einen sehr guten Preis auf den Märkten. Wir fuhren mit unserem Jeep den Bergpass hinauf, der auf etwa 4.800 Metern liegt. “Wie wird sich wohl das Wetter entwickeln”, war die Frage von Don Alejandro? Es waren Wolken zu sehen und gut möglich, dass es am Nachmittag zu Regen kommen könnte, was unsere Rückfahrt sehr erschweren würde. Nach einer weiteren halben Stunde Abfahrt vom Pass kamen wir zum Bergdorf Guadalupe, wo ich tagszuvor noch eine Einsegnung einer Toten hatte. Von dort ging es weiter nach Esmoruco, wo uns die Tochter des dortigen Katecheten den Weg erklärte. Trotz Erklärungen war es auf der Weiterfahrt nicht so einfach, das Gehöft zu finden. Wie gut, dass uns ein Campesino anhielt, der nur wissen wollte, wann der Gottesdienst beginnen würde. “Ihr fahrt nach einem riesigen Felsen links ab”, meinte er. Doch so einfach war das nicht, denn große Felsen gibt es hier zu Hauf. Schließlich bog ich links von der Strasse ab und Häuptling Alejandro kletterte auf einen kleineren Berg hoch, um Ausschau zu halten. Dann untersuchten wir den kleinen Weg nach Radspuren und Alejandro meinte, eine Reifenspur eines Mopeds erkennen zu können. Also setzten wir uns wieder in den Jeep und fuhren dieser Spur nach, die an einer Hütte endete.
Ich erinnerte mich ganz schwach, vor Jahren einmal hier gewesen zu sein. Aber ganz sicher war ich mir eben auch nicht mehr. Wir ließen den Jeep hier stehen und Alejandro, hilfsbereit wie immer, nahm mir die schwere Messtasche ab, denn nun ging’s zu Fuß weit bergab. Nach einigen hundert Metern sahen wir ganz in der Ferne mehrere Hütten. War wohl hier der Gottesdienst angesetzt? Wir hielten nach Menschen Ausschau, aber aus dieser Entfernung war dies nur schwer zu erkennen. Also sagte ich zu Alejandro, er könne sich hier erst mal niederlassen und ich würde alleine den Abstieg wagen. Alejandro setzte sich auf einen Felsen, und ich stieg die Felsen hinunter. Nach einiger Zeit konnte ich eine Person vor der Hütte erkennen, aber sie gab keine Zeichen. Vielleicht war der ganze Abstieg umsonst und ich musste wieder hinaufklettern, sagte ich mir. Was soll’s, ich ging einfach mal weiter. Und siehe an, als ich einige hundert Meter vor der Hütte war, kam mir der Mann mit ausgebreiteten Armen entgegen. “Welch eine Freude, Pater, dass Du eingetroffen bist”, meinte er und umarmte mich. “Wir waren uns nicht ganz sicher, ob der Gottesdienst hier stattfinden würde”, sagte ich ihm. Rufen wir doch mal kräftig in die Berge, dass der Häuptling mit der schweren Messtasche auch kommen würde. Ich konnte Alejandro noch nicht erkennen, aber irgendetwas scheint sich ganz in der Ferne zu bewegen.
Die Indiofrauen begrüssten mich bei ihren Kochtöpfen, denn sie bereiteten schon das Mittagessen für uns vor. Ich ging dann mal zur kleinen Kapelle hoch, die man früher auf allen Gehöften errichtete. Der Besitzer war sichtlich besorgt, denn drinnen lag so allerhand Gerümpel herum, das er aber schnell entfernte. Wir beteten etwas und dann setzten wir uns vor die Hütten auf Steine und erzählten über das und jenes. Drinnen wurde die Hütte zum Gottesdienst hergerichtet. Es war etwas dunkel in der mit Stroh gedeckten Hütte, aber das sollte uns nicht stören. Die Gläubigen ließen sich auf Betten und den wenigen Stühlen nieder. Der Altar war schon geschmückt mit Blumen. Nach dem Aufnehmen der vielen Intentionen begannen wir mit dem Gottesdienst. Unsere Frauen mussten immer wieder die Hütte verlassen, um nach ihren Kochtöpfen zu schauen, was etwas für Unruhe sorgte, zumal es dann immer für kurze Zeit ganz dunkel auf dem Altar wurde, denn durch die Türe kam das einzige Licht in die Hütte. Sie hatte keine Fenster. Häuptling Alejandro intonierte kräftig die Lieder, worüber ich sehr froh war, denn immerhin war ich ja schon fast vier Stunden mit dem Jeep gefahren und den Berg hinuntergeklettert, was auf 4.000 Metern schon Spuren in Form von Erschöpfung hinterlässt. Aber mich erfreut es immer wieder, wenn ich diese Menschen mit ihrem tiefen Glauben vor mir habe. Da ist einem dann keine Anstrengung zuviel.
Nach dem Gottesdienst wurde uns vor die Hütte ein Tisch gestellt, an dem wir das leckere Lamafleisch mit Reis genießen konnten. Dann erzählte uns ein Indio, dass in seinem Gehöft noch nie ein Pater vorbeigekommen sei. Ich sagte ihm zu. Don Roman Coria begleitete uns nach dem Dienst den Berg hinauf und wies uns den Weg zu seinem Gehöft, das sich Ovejerias ( Schafsplatz ) nannte. Wir parkten den Jeep am Wegesrand und kletterten wieder den Berg hinauf bis zu einem großen Wasserauffangbecken. Hier soll sich vor Jahren eine Frau vergiftet haben und vor dem Becken gestorben sein. Ich erinnerte mich, davon gehört zu haben. Don Román versammelte die wenigen Buerger, und vor dem Becken sprach ich dann ein Segensgebet. Alle waren sehr froh darüber, denn sie konnten nicht in Ruhe hier leben, weil sie meinten, ein böser Geist würde über ihrem Gehöft sein Unwesen treiben. “ Pater, besuche uns doch regelmäßig, wir freuen uns auf Deinen Besuch”, meinten sie. Bei einer solchen Freude sagte ich ihnen gerne zu für die Zeit nach der Regenperiode.
Nun ging’s zurück nach Esmoruco, wo uns der Lehrer des Dorfes auf dem Dorfplatz erwartete. Er brauchte ein Taufdokument. Häuptling Alejandro ließ sich auf einer Bank im Schatten nieder, denn auch an ihm waren die Strapazen des Tages nicht spurlos vorübergegangen. Dann kam der eine oder andere und begrüßte den Pater. “Gibt es in einem Eurer Läden noch Weihnachtsstollen”, wollte ich wissen? “Sicher, aber viele Läden sind leider wegen der Schulferien geschlossen”, meinten sie. So war es dann auch.
Spät am Abend kehrten wir froh über einen gelungenen Tag, naemlich das Evangelium zu den entlegensten Gehöften getragen zu haben, nach San Pablo zurück. Ich ließ es mir aber nicht nehmen, noch einen kleinen Rundgang über den Hausberg zu machen, denn erst danach kann man gut einschlafen.
Ich erinnerte mich ganz schwach, vor Jahren einmal hier gewesen zu sein. Aber ganz sicher war ich mir eben auch nicht mehr. Wir ließen den Jeep hier stehen und Alejandro, hilfsbereit wie immer, nahm mir die schwere Messtasche ab, denn nun ging’s zu Fuß weit bergab. Nach einigen hundert Metern sahen wir ganz in der Ferne mehrere Hütten. War wohl hier der Gottesdienst angesetzt? Wir hielten nach Menschen Ausschau, aber aus dieser Entfernung war dies nur schwer zu erkennen. Also sagte ich zu Alejandro, er könne sich hier erst mal niederlassen und ich würde alleine den Abstieg wagen. Alejandro setzte sich auf einen Felsen, und ich stieg die Felsen hinunter. Nach einiger Zeit konnte ich eine Person vor der Hütte erkennen, aber sie gab keine Zeichen. Vielleicht war der ganze Abstieg umsonst und ich musste wieder hinaufklettern, sagte ich mir. Was soll’s, ich ging einfach mal weiter. Und siehe an, als ich einige hundert Meter vor der Hütte war, kam mir der Mann mit ausgebreiteten Armen entgegen. “Welch eine Freude, Pater, dass Du eingetroffen bist”, meinte er und umarmte mich. “Wir waren uns nicht ganz sicher, ob der Gottesdienst hier stattfinden würde”, sagte ich ihm. Rufen wir doch mal kräftig in die Berge, dass der Häuptling mit der schweren Messtasche auch kommen würde. Ich konnte Alejandro noch nicht erkennen, aber irgendetwas scheint sich ganz in der Ferne zu bewegen.
Die Indiofrauen begrüssten mich bei ihren Kochtöpfen, denn sie bereiteten schon das Mittagessen für uns vor. Ich ging dann mal zur kleinen Kapelle hoch, die man früher auf allen Gehöften errichtete. Der Besitzer war sichtlich besorgt, denn drinnen lag so allerhand Gerümpel herum, das er aber schnell entfernte. Wir beteten etwas und dann setzten wir uns vor die Hütten auf Steine und erzählten über das und jenes. Drinnen wurde die Hütte zum Gottesdienst hergerichtet. Es war etwas dunkel in der mit Stroh gedeckten Hütte, aber das sollte uns nicht stören. Die Gläubigen ließen sich auf Betten und den wenigen Stühlen nieder. Der Altar war schon geschmückt mit Blumen. Nach dem Aufnehmen der vielen Intentionen begannen wir mit dem Gottesdienst. Unsere Frauen mussten immer wieder die Hütte verlassen, um nach ihren Kochtöpfen zu schauen, was etwas für Unruhe sorgte, zumal es dann immer für kurze Zeit ganz dunkel auf dem Altar wurde, denn durch die Türe kam das einzige Licht in die Hütte. Sie hatte keine Fenster. Häuptling Alejandro intonierte kräftig die Lieder, worüber ich sehr froh war, denn immerhin war ich ja schon fast vier Stunden mit dem Jeep gefahren und den Berg hinuntergeklettert, was auf 4.000 Metern schon Spuren in Form von Erschöpfung hinterlässt. Aber mich erfreut es immer wieder, wenn ich diese Menschen mit ihrem tiefen Glauben vor mir habe. Da ist einem dann keine Anstrengung zuviel.
Nach dem Gottesdienst wurde uns vor die Hütte ein Tisch gestellt, an dem wir das leckere Lamafleisch mit Reis genießen konnten. Dann erzählte uns ein Indio, dass in seinem Gehöft noch nie ein Pater vorbeigekommen sei. Ich sagte ihm zu. Don Roman Coria begleitete uns nach dem Dienst den Berg hinauf und wies uns den Weg zu seinem Gehöft, das sich Ovejerias ( Schafsplatz ) nannte. Wir parkten den Jeep am Wegesrand und kletterten wieder den Berg hinauf bis zu einem großen Wasserauffangbecken. Hier soll sich vor Jahren eine Frau vergiftet haben und vor dem Becken gestorben sein. Ich erinnerte mich, davon gehört zu haben. Don Román versammelte die wenigen Buerger, und vor dem Becken sprach ich dann ein Segensgebet. Alle waren sehr froh darüber, denn sie konnten nicht in Ruhe hier leben, weil sie meinten, ein böser Geist würde über ihrem Gehöft sein Unwesen treiben. “ Pater, besuche uns doch regelmäßig, wir freuen uns auf Deinen Besuch”, meinten sie. Bei einer solchen Freude sagte ich ihnen gerne zu für die Zeit nach der Regenperiode.
Nun ging’s zurück nach Esmoruco, wo uns der Lehrer des Dorfes auf dem Dorfplatz erwartete. Er brauchte ein Taufdokument. Häuptling Alejandro ließ sich auf einer Bank im Schatten nieder, denn auch an ihm waren die Strapazen des Tages nicht spurlos vorübergegangen. Dann kam der eine oder andere und begrüßte den Pater. “Gibt es in einem Eurer Läden noch Weihnachtsstollen”, wollte ich wissen? “Sicher, aber viele Läden sind leider wegen der Schulferien geschlossen”, meinten sie. So war es dann auch.
Spät am Abend kehrten wir froh über einen gelungenen Tag, naemlich das Evangelium zu den entlegensten Gehöften getragen zu haben, nach San Pablo zurück. Ich ließ es mir aber nicht nehmen, noch einen kleinen Rundgang über den Hausberg zu machen, denn erst danach kann man gut einschlafen.
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