Um 5.14 Uhr klingelt schon mein Wecker. Nach dem Frühstück und dem Breviergebet hole ich den Jeep aus der Garage. Don Policarpio, ein ganz zuverlässiger Mann, steht schon mit seinem Moped vor der Garage. Dieses wird in der Garage untergestellt. Dann fahren wir zum hiesigen Katecheten in San Pablo und er ist in der Tat froh, dass Don Policarpio noch am Abend eingetroffen ist, denn so braucht er nicht mit mir zu fahren und hat einen freien Tag. Die ersten 20 Minuten kommen wir sehr zügig voran, da die neue Strasse schon von der Baufirma geglättet worden ist. Dann sehe ich die schweren Maschinen kurz vor dem Bergpass auf 4.800 Metern Höhe. Steine liegen herum und das Erdreich ist locker. Aber der Jeep kämpft sich mit seinen 225 PS durch. Zu guter Letzt hätten wir ja noch das Vierradgetriebe dazuschalten können.
In Guadalupe halte ich an und rede etwas mit den Bürgern auf dem Dorfplatz. Ja, man erwartet mich schon in Quillacas, sagen sie mir. Dann geht es auf einem nur von den Bürgern mit Pickel und Schaufel angelegten Weg weiter. Er ist relativ gut zu befahren, aber es geht rauf und runter und zudem sind viele Serpentinen zu nehmen. Teilweise ist der Weg ganz eng, sodass die Reifen schon bedrohlich nahe an den Abhang kommen. Man muss seinen Jeep bestens beherrschen, um diese schwierigen Stellen nehmen zu können. Nach etwa zwei Stunden kommen wir im ausgetrockneten Flusstal an. Wir fahren der gut sichtbaren Autospur nach und dann geht es hoch zum Wallfahrtsort Oke Orce de Quillacas.
Mein guter Katechet Claudio Velasquez und der Ortstvorsteher stehen dort und begrüßen mich. „ Fahren wir doch gleich zur Kapelle hoch“, meinen sie. Wir stellen den Jeep ab und begeben uns in meine kleine Hütte, plaudern etwas und dann taucht auch schon der Passante (Verantwortlicher für das Fest ) auf mit einem Topf in der Hand. Es gibt eine heiße Fleischbrühe. Interessanterweise ist der Passante derjenige, der mir damals bei der Durchfahrt im Dorf nach Florida Probleme bereitete, in dem er unbedingt Mautgebühren verlangen wollte. Ich lächle etwas und meine, ob er mich kenne. „ Und ob“, so Don Abel Farfán und muss auch lachen. Das ist die gute Seite der Latinos. Sie sind nicht nachtragend.
Dann begeben wir uns zur Kapelle. Don Claudio muss nach den vielen Kerzen schauen, denn wir haben Holzboden in der Kapelle und Kerzenständer gibt es nicht. Ich bete etwas, was mir an diesem Ort immer ein besonderes Anliegen ist. Dann tauchen auch schon die ersten Gläubigen auf. Ich nehme die Taufen auf, während die Katecheten den Taufkurs abhalten. Sie machen es sehr gnädig. Etwa fünf Minuten !! reden sie über die Taufe. Für mehr sind unsere Leute an solchen Festtagen auch nicht aufgelegt, denn manche haben die ganze Nacht durchgemacht, was man ihren Gesichtern auch ansieht. Den Kurs zwei Tage vorher ansetzen ist ein Unding, denn die Leute kommen meist erst am Vorabend. Aber etwas erklären wir immer zur Taufe. Unser christliches Leben hängt ja auch nicht von einem Kurs ab, sondern davon, wie wir das Evangelium leben. In meiner Zeit im Amazonasgebiet hatte ich mal auf einer dieser wochenlangen Desobrigen eine brasilianische Schwester dabei, eine Lehrerin. Ich versprach mir sehr viel, wenn eine Brasilianerin die Jugend auf die Erstkommunion vorbereitet. Ich war dann doch etwas erstaunt, aber auch erleichtert, dass diese ausgebildete Frau lediglich 15 Minuten Vorbereitung machte. „ Padre, unsere Leute können in dieser Schwüle ohnehin nicht mehr als 15 Minuten konzentriert zuhören. Deshalb gehe ich lediglich 10 Fragen etwas durch.“ Ich war in der Tat erleichtert, denn ähnlich habe auch ich auf den vielen Desobrigen die Vorbereitung gemacht. Auf den Priesterversammlungen wurden viele Seiten Pastoralkonzept entwickelt, das aber meist an der Realität vorbeiging. Unsere Leute haben, das merkte ich immer wieder in meinen 30 Jahren Südamerika, ein gutes Gespür, was man als Christ tun sollte und wenn sie dies versuchen umzusetzen, ist der HERR ganz besonders mit ihnen zufrieden.
Im Anschluss muss ich an die hundert Messintentionen aufnehmen. Das ermüdet schon etwas, aber ich lasse es mir nicht nehmen, dann zur Beichte aufzurufen. Und unsere Menschen kommen, um dieses Sakrament zu empfangen. Das ist doch auch ein Geschenk Gottes, dass man sich als Sünder sieht und um SEINE Vergebung bittet. Der Gottesdienst dauert an die zwei Stunden. Danach begeben wir uns zur Prozession. Man muss da immer etwas aufpassen, denn bei jedem Altar werden Böller gezündet und Don Claudio meinte, dass sie oben auf dem Hausberg auch Dynamit zünden werden. Das ist im Prinzip nicht so gefährlich, aber bei den vielen Leuten und dem Gedränge kann dann schon mal die Rakete in die falsche Richtung fliegen, wenn man sie nicht nach oben hält.
Nach der Prozession gibt es nochmals eine heiße Fleischbrühe und danach gehe ich über den improvisierten Markt, wo Kekse, Fleischkonserven und Kleider angeboten werden und rede mit den Leuten, die ich zum größten Teil kenne.
Dann geht es weiter nach Florida. Etwa 20 Minuten Jeepfahrt, herrliche Gegend und die ersten riesigen Kakteen sind zu sehen. Auf dem Feld diese niederen Bäume, die sich wie ein Sonnenschirm erheben, aber enorm große Dornen haben wie man sie von den Steppen Afrikas her kennt. Florida ist mein am tiefsten gelegenes Dorf, liegt aber doch noch 3.500 Metern über dem Meeresspiegel. Die Gläubigen stehen schon vor dem neuen Saal, den wir im letzten Jahr eingeweiht haben und der von Gönnern in meiner Heimat finanziert wurde.
Ein riesiges Kreuz aus Zement steht vor dem Saal, da er uns als Kapelle dient und auch für Dorfversammlungen benutzt wird. Wir plaudern zunächst einmal recht lange über das Leben im Dorf. Ich begleiche noch ein paar ausstehende Rechnungen, denn wir haben in dieses Dorf eine 10 Kilometer lange Trinkwasserleitung verlegt und ein Helfer hat noch nicht seinen Sold bekommen. Eigentlich war geplant, dass ich lediglich das Material besorge und das Volk die Arbeiten ausführt. Als ich dann aber sah, wie sie sich 30 Tage und mehr beim Graben abmühten, hatte ich Mitleid mit ihnen und meinte, dass ich jedem einen kleinen Tagessold zahlen werden. Auch hier nehme ich einige Messintentionen auf. Während des Gottesdienstes rutschen ein paar Babys durch den Saal, ein anderes Kind taucht mit einem ganz verschmierten Mund auf. Irgendwoher hat es Yoghurt aufgetrieben und brachte anscheinend den Brei nicht richtig aus dem Becher. Lustig anzusehen.
Nach dem Gottesdienst planen wir während des Tees und selbstgemachtem Brot den nächsten Besuch im Oktober und auch schon das Weihnachtsfest in diesem Dorf. Ich sage den Leuten, dass ich derzeit ja keine Benzinreserven habe wegen der Einschränkungen beim Verkauf an den boliv. Tankstellen, aber wir vertrauen mal darauf, dass uns der HERR schon irgendjemanden schicken wird, der mir Benzin zustellt. Schließlich mache ich ja den Dienst fuer IHN und ER kann die Herzen der Menschen bewegen.
Es ist schon dunkel, als wir zur vierstündigen Rückfahrt starten. Don Policarpio schlummert schon bald im Jeep ein, was mir gar nicht so recht ist, denn der Weg ist uneben und öfters muss ich scharf bremsen. Dreimal schlug er mit dem Kopf am Seitenfenster auf. Als er dann wenig später ganz nach Vorne fällt, schreie ich ihn förmlich an: „ Poli pass auf, halt dich fest“. Der Gurt wird ja hier auf dem Campo nie verwendet und schnell ist etwas passiert.
Auf dem Pass müssen wir eine Viertelstunde warten, denn die Straßenraupe ist noch am Arbeiten und hat den Weg aufgerissen. Dann hupt es, und wir können weiterfahren.
In San Pablo holt Don Poli gleich sein Moped aus der Garage und fährt noch bei klirrender Kälte auf seine Ranch, denn er will morgen recht früh nach Uyuni und Oruro mit seinem Jeep starten. Poli hat etwa 800 Lamas und gilt damit als recht reicher Mann, wenn man etwa 80 Euros pro Lama zu Grunde legt. Man munkelt, dass er einen LKW oder einen Kleinbus kaufen möchte.
P. Claus Braun
In Guadalupe halte ich an und rede etwas mit den Bürgern auf dem Dorfplatz. Ja, man erwartet mich schon in Quillacas, sagen sie mir. Dann geht es auf einem nur von den Bürgern mit Pickel und Schaufel angelegten Weg weiter. Er ist relativ gut zu befahren, aber es geht rauf und runter und zudem sind viele Serpentinen zu nehmen. Teilweise ist der Weg ganz eng, sodass die Reifen schon bedrohlich nahe an den Abhang kommen. Man muss seinen Jeep bestens beherrschen, um diese schwierigen Stellen nehmen zu können. Nach etwa zwei Stunden kommen wir im ausgetrockneten Flusstal an. Wir fahren der gut sichtbaren Autospur nach und dann geht es hoch zum Wallfahrtsort Oke Orce de Quillacas.
Mein guter Katechet Claudio Velasquez und der Ortstvorsteher stehen dort und begrüßen mich. „ Fahren wir doch gleich zur Kapelle hoch“, meinen sie. Wir stellen den Jeep ab und begeben uns in meine kleine Hütte, plaudern etwas und dann taucht auch schon der Passante (Verantwortlicher für das Fest ) auf mit einem Topf in der Hand. Es gibt eine heiße Fleischbrühe. Interessanterweise ist der Passante derjenige, der mir damals bei der Durchfahrt im Dorf nach Florida Probleme bereitete, in dem er unbedingt Mautgebühren verlangen wollte. Ich lächle etwas und meine, ob er mich kenne. „ Und ob“, so Don Abel Farfán und muss auch lachen. Das ist die gute Seite der Latinos. Sie sind nicht nachtragend.
Dann begeben wir uns zur Kapelle. Don Claudio muss nach den vielen Kerzen schauen, denn wir haben Holzboden in der Kapelle und Kerzenständer gibt es nicht. Ich bete etwas, was mir an diesem Ort immer ein besonderes Anliegen ist. Dann tauchen auch schon die ersten Gläubigen auf. Ich nehme die Taufen auf, während die Katecheten den Taufkurs abhalten. Sie machen es sehr gnädig. Etwa fünf Minuten !! reden sie über die Taufe. Für mehr sind unsere Leute an solchen Festtagen auch nicht aufgelegt, denn manche haben die ganze Nacht durchgemacht, was man ihren Gesichtern auch ansieht. Den Kurs zwei Tage vorher ansetzen ist ein Unding, denn die Leute kommen meist erst am Vorabend. Aber etwas erklären wir immer zur Taufe. Unser christliches Leben hängt ja auch nicht von einem Kurs ab, sondern davon, wie wir das Evangelium leben. In meiner Zeit im Amazonasgebiet hatte ich mal auf einer dieser wochenlangen Desobrigen eine brasilianische Schwester dabei, eine Lehrerin. Ich versprach mir sehr viel, wenn eine Brasilianerin die Jugend auf die Erstkommunion vorbereitet. Ich war dann doch etwas erstaunt, aber auch erleichtert, dass diese ausgebildete Frau lediglich 15 Minuten Vorbereitung machte. „ Padre, unsere Leute können in dieser Schwüle ohnehin nicht mehr als 15 Minuten konzentriert zuhören. Deshalb gehe ich lediglich 10 Fragen etwas durch.“ Ich war in der Tat erleichtert, denn ähnlich habe auch ich auf den vielen Desobrigen die Vorbereitung gemacht. Auf den Priesterversammlungen wurden viele Seiten Pastoralkonzept entwickelt, das aber meist an der Realität vorbeiging. Unsere Leute haben, das merkte ich immer wieder in meinen 30 Jahren Südamerika, ein gutes Gespür, was man als Christ tun sollte und wenn sie dies versuchen umzusetzen, ist der HERR ganz besonders mit ihnen zufrieden.
Im Anschluss muss ich an die hundert Messintentionen aufnehmen. Das ermüdet schon etwas, aber ich lasse es mir nicht nehmen, dann zur Beichte aufzurufen. Und unsere Menschen kommen, um dieses Sakrament zu empfangen. Das ist doch auch ein Geschenk Gottes, dass man sich als Sünder sieht und um SEINE Vergebung bittet. Der Gottesdienst dauert an die zwei Stunden. Danach begeben wir uns zur Prozession. Man muss da immer etwas aufpassen, denn bei jedem Altar werden Böller gezündet und Don Claudio meinte, dass sie oben auf dem Hausberg auch Dynamit zünden werden. Das ist im Prinzip nicht so gefährlich, aber bei den vielen Leuten und dem Gedränge kann dann schon mal die Rakete in die falsche Richtung fliegen, wenn man sie nicht nach oben hält.
Nach der Prozession gibt es nochmals eine heiße Fleischbrühe und danach gehe ich über den improvisierten Markt, wo Kekse, Fleischkonserven und Kleider angeboten werden und rede mit den Leuten, die ich zum größten Teil kenne.
Dann geht es weiter nach Florida. Etwa 20 Minuten Jeepfahrt, herrliche Gegend und die ersten riesigen Kakteen sind zu sehen. Auf dem Feld diese niederen Bäume, die sich wie ein Sonnenschirm erheben, aber enorm große Dornen haben wie man sie von den Steppen Afrikas her kennt. Florida ist mein am tiefsten gelegenes Dorf, liegt aber doch noch 3.500 Metern über dem Meeresspiegel. Die Gläubigen stehen schon vor dem neuen Saal, den wir im letzten Jahr eingeweiht haben und der von Gönnern in meiner Heimat finanziert wurde.
Ein riesiges Kreuz aus Zement steht vor dem Saal, da er uns als Kapelle dient und auch für Dorfversammlungen benutzt wird. Wir plaudern zunächst einmal recht lange über das Leben im Dorf. Ich begleiche noch ein paar ausstehende Rechnungen, denn wir haben in dieses Dorf eine 10 Kilometer lange Trinkwasserleitung verlegt und ein Helfer hat noch nicht seinen Sold bekommen. Eigentlich war geplant, dass ich lediglich das Material besorge und das Volk die Arbeiten ausführt. Als ich dann aber sah, wie sie sich 30 Tage und mehr beim Graben abmühten, hatte ich Mitleid mit ihnen und meinte, dass ich jedem einen kleinen Tagessold zahlen werden. Auch hier nehme ich einige Messintentionen auf. Während des Gottesdienstes rutschen ein paar Babys durch den Saal, ein anderes Kind taucht mit einem ganz verschmierten Mund auf. Irgendwoher hat es Yoghurt aufgetrieben und brachte anscheinend den Brei nicht richtig aus dem Becher. Lustig anzusehen.
Nach dem Gottesdienst planen wir während des Tees und selbstgemachtem Brot den nächsten Besuch im Oktober und auch schon das Weihnachtsfest in diesem Dorf. Ich sage den Leuten, dass ich derzeit ja keine Benzinreserven habe wegen der Einschränkungen beim Verkauf an den boliv. Tankstellen, aber wir vertrauen mal darauf, dass uns der HERR schon irgendjemanden schicken wird, der mir Benzin zustellt. Schließlich mache ich ja den Dienst fuer IHN und ER kann die Herzen der Menschen bewegen.
Es ist schon dunkel, als wir zur vierstündigen Rückfahrt starten. Don Policarpio schlummert schon bald im Jeep ein, was mir gar nicht so recht ist, denn der Weg ist uneben und öfters muss ich scharf bremsen. Dreimal schlug er mit dem Kopf am Seitenfenster auf. Als er dann wenig später ganz nach Vorne fällt, schreie ich ihn förmlich an: „ Poli pass auf, halt dich fest“. Der Gurt wird ja hier auf dem Campo nie verwendet und schnell ist etwas passiert.
Auf dem Pass müssen wir eine Viertelstunde warten, denn die Straßenraupe ist noch am Arbeiten und hat den Weg aufgerissen. Dann hupt es, und wir können weiterfahren.
In San Pablo holt Don Poli gleich sein Moped aus der Garage und fährt noch bei klirrender Kälte auf seine Ranch, denn er will morgen recht früh nach Uyuni und Oruro mit seinem Jeep starten. Poli hat etwa 800 Lamas und gilt damit als recht reicher Mann, wenn man etwa 80 Euros pro Lama zu Grunde legt. Man munkelt, dass er einen LKW oder einen Kleinbus kaufen möchte.
P. Claus Braun
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