P. Claus Braun, Casilla 3 , Potosí, Bolivia
E-mail: Braun4230@gmail.com
Weihnachtsfest 2024
Liebe Verwandte, Bekannte und Freunde,
das Frühstück war gerade beendet, da klopfte es an der Türe. „Padre, ein Lehrer hat Benzin mitgebracht“, so eine meiner animadoras. Dann müssen wir uns gleich auf den Weg machen, denn Benzin wurde in Bolivien zu einem raren Produkt. An den Tankstellen riesige Schlangen von PKWs und LKWs. Alle warten sie auf diese begehrte Flüssigkeit. Bei uns im Andendorf gibt es nicht mal eine Tankstelle, und so bringt der eine oder andere in seinem PKW einen oder zwei Kanister versteckt im Auto mit. Kurioserweise ist es auch noch verboten, Benzinreserve mitzuführen. Der Staat hat Angst, dass das hier subventionierte Benzin – der Liter kostet etwa 0,50 Euros – im nahen Argentinien mit enormem Gewinn verkauft wird, denn dort ist der Preis fast auf deutschem Niveau. Doch nicht genug, im Land fehlt es auch an Dollars. Der offizielle Kurs der Landeswährung wird künstlich stabil gehalten, während auf dem Schwarzmarkt die einheimische Währung schon weit über 50% des offiziellen Kurs gehandelt wird. Die Lebensmittelpreise sind enorm angestiegen. Im Land wird andauernd gestreikt, da die Regierung nichts unternimmt, um die Preisspirale zu stoppen. Man ist in diesen Kreisen mehr um die Wiederwahl besorgt, und so liefern sich der derzeitige Präsident und der Expräsident Evo Morales harte Wortgefechte und lassen ihre Anhänger auf die Straße ziehen. Dass es dabei nicht gerade friedlich zugeht, kann man sich vorstellen.
Einem kleineren Andendorf beim Bau eines Versammlungssaals zu helfen
Trotz dieser eher widrigen Umstände habe ich mich entschlossen, einem kleineren Andendorf beim Bau eines Versammlungssaals zu helfen, auch wenn ich durch den schlechten Wechselkurs viel an Geld verliere, aber so schnell dürfte sich ja auch nicht die Lage in Bolivien zum Besseren hinwenden. Die Bewohner und viele Argentinier, die früher ihren Sitz hier hatten, haben schon mal die Wände für den Saal hochgezogen, aber dann fehlte es an Geld, um weiterbauen zu können. Argentinien steckt nämlich in einer noch schwereren wirtschaftlichen Krise als Bolivien. So habe ich zugesagt, für das Dachmaterial, die Türen und die Fenster aufzukommen und den Baumeister zu bezahlen. Handlanger wird das Dorf selbst stellen.
Im Nachbardorf Guadalupe hat eine Bergbaufirma ihre Arbeit aufgenommen. Das hatte zur Folge, dass nun auch viele Schülerinnen und Schüler, eben die Kinder der Arbeiter, gekommen sind. So hatte ich eine Schülermesse mit nahezu 100 Jugendlichen, wo ich ansonsten vielleicht nur knapp die Hälfte der Schüler vor mir hatte. 10 Lehrer unterrichten nun in der Grundschule und im Gymnasium. Die Firma unterstützt das Dorf in vielerlei Hinsicht. Aber ist erstmal der Bergbau stillgelegt, weil nichts mehr an Erzen zu gewinnen ist, bleibt eine trostlose Landschaft zurück. Schon jetzt beschweren sich Dörfer, die weiter unterhalb am Fluss angesiedelt sind, über die schlechte Qualität des Wassers. Das Bergbaudorf will dies aber nicht wahrhaben. Sie sehen nur die gut bezahlte Arbeit und den jetzigen finanziellen Nutzen des Bergbaus.
Der Gottesdienst wurde im Freien vor der kleinen Kapelle gefeiert.
Sehr gefreut hat mich die Einladung eines Blinden, in sein Gehöft zu kommen. Sie hätten dort eine Statue des Hl. Jakobus und eine kleine Kapelle. Ich machte mich also am Jakobusfest auf den Weg. Vor Ort waren schon die Frauen mit dem Zubereiten des Festtagsbraten beschäftigt. Der Gottesdienst wurde im Freien vor der kleinen Kapelle gefeiert. Die Gläubigen reihten sich um den Altar und sicherten mir auch noch die Altardecke und das Kelchtüchlein etc., denn es stürmte doch etwas.
Vor Kurzem war ich in meinem am höchsten gelegenes Dorf auf 4350 Metern. Schon die Fahrt auf teilweise abenteuerlichen Wegen dauerte an die vier Stunden. Aber es freute mich, die Schar der Menschen dort zu sehen, die auf ihren Padre wartete. Die Lehrerin kam mit ihren 9 Grundschülern. Da machte es mir viel Freude, in einer kleineren Katechese über ganz elementare Dinge unseres Glaubens zu sprechen wie etwa “ warum sind wir in der Kapelle, wen treffen wir hier, warum steht ein Altar vorne, was ist in der Bibel geschrieben etc.“ Da fühle ich mich ganz in meinem Element und freue mich riesig, wenn ich bei Fragen merke, dass sie auch etwas verstanden haben. Gerade das ist ja die Hauptaufgabe der Mission, den Menschen Gott nahezubringen und sie für IHN zu gewinnen. So habe ich gleich nochmals einen Besuch in diesem Dorf geplant.
Übrigens hat sich die Kommunikation in unserem Dorf enorm verbessert. Die staatl. Telekommunikation Gesellschaft ENTEL hat für etwa eine Million Euros Glasfaserkabel aus dem 100 Kilometer entfernten San Cristobal verlegt. Alle 80 bis 100 Meter wurden Pfeiler in den Boden gerammt, an denen das Glasfaserkabel befestigt wurde. Da wollten die beiden privaten Telefonanbieter, VIVA und TIGO, nicht nachstehen und haben auch Sendetürme in Esmoruco errichtet. Obwohl das Internet nun flott läuft, bleibe ich beim bewährten Versand dieses Rundbriefes per Post, den mir nun eine Bekannte aus dem Schwarzwald erledigt, deshalb der neue Absender. Es ist halt doch etwas Anderes, wenn man sich in seinen Sessel setzen und einen Brief in die Hand nehmen kann. Wer mir schreiben möchte, verwende bitte die postalische Adresse in Potosí, die oben im Briefkopf angegeben ist. Nur für meine Dankschreiben an Euch von hier, solltet Ihr mir Eure E-Mail-Adresse zukommen lassen, denn ein Brief nach Deutschland kostet hier über 3,50 Euro !!
Nun wünsche ich Euch allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein friedvolles 2025.
Aus den Anden Boliviens grüßt Euch
Euer Padre Claus
P. Claus Braun
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