Samstag, 21. Juni 2025

WORTGOTTESDIENST AM SONNTAG

Sonntäglicher Wortgottesdienst in einer weitläufigen Pfarrei. Zwischen Gemeinschaft, Entfernungen und moderner Kommunikation.

Sonntäglicher Wortgottesdienst in einer weitläufigen Pfarrei Zwischen Gemeinschaft, Entfernungen und moderner Kommunikation

In einer Pfarrei, die sich über 14 Dörfer und verstreute Gehöfte erstreckt, ist das sonntägliche Kirchenleben von besonderen Herausforderungen geprägt. Die großen Distanzen machen es unmöglich, überall eine Eucharistiefeier anzubieten, ja selbst zwei Gottesdienste lassen sich an einem Sonntag kaum realisieren. In dieser Situation erweisen sich die Katechet*innen als wertvolle Stützen der Gemeinde: Sie gestalten in etwa einem Drittel der Dörfer engagiert Wortgottesdienste, die am Missionssitz erfreulich gut besucht werden. Noch ist dieses Modell nicht flächendeckend, doch es wächst mit dem Engagement und Vertrauen der Menschen.

Die Eucharistiefeier, von der hauptverantwortlichen Person abwechselnd in verschiedenen Dörfern zelebriert, nimmt dadurch einen besonderen Wert an. Manche Orte sind nicht an den Sonntag gebunden und nehmen die Feier gerne unter der Woche an – dies eröffnet neue Möglichkeiten. Insbesondere Schülerinnen und Schüler, die am Wochenende zu ihren Familien auf die Gehöfte zurückkehren, finden so ebenfalls Gelegenheit zum Mitfeiern.

Die Organisation der Gottesdienste erfolgt pragmatisch und zeitgemäß: Fast alle Katechet*innen sind über WhatsApp erreichbar, ein Segen für die Planung und Kommunikation. Auch ältere Gemeindemitglieder nutzen mittlerweile selbstverständlich das Handy, das während der Gottesdienste durchaus einmal klingeln darf – ein Stück Lebensrealität, das humorvoll und gelassen in den Alltag integriert wird. Schwierig wird es nur, wenn das Gespräch nicht warten will oder der Ausschalte Knopf nicht gleich gefunden wird – doch auch das gehört zum modernen Gemeindeleben.

So erweist sich die Pfarrei als lebendiger Organismus, der sich mit Kreativität und Offenheit den Herausforderungen der Zeit stellt. Gemeinschaft entsteht dabei nicht nur durch die klassische Eucharistie, sondern ebenso im engagierten Wortgottesdienst, beim gemeinsamen Planen und im verständnisvollen Miteinander – ganz gleich, ob persönlich vor Ort oder digital vernetzt.

P. Claus Braun 
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Dienstag, 17. Juni 2025

RÍO MOJON WIRD INS TELEFONNETZ INTEGRIERT

Nach dem Sonntagsgottesdienst sind wir auf den Fünftausender Hausberg von Río Mojon hochgefahren, wo eine Firma gerade einen 30 Meter hohen Turm erstellt, an dem dann die Antennen für die Handy und Internetversorgung angebracht werden.

Nach dem Sonntagsgottesdienst sind wir auf den Fünftausender Hausberg von Río Mojon hochgefahren, wo eine Firma gerade einen 30 Meter hohen Turm erstellt, an dem dann die Antennen für den Handy - u. Internetbetrieb angebracht werden.

Damit wird das Handynetz immer flächendeckender. Der zuständige Ingenieur erklärte uns, dass das Signal von einem 30 Kilometer entfernten Antennenturm per Mikrowelle übertragen wird und dann wohl im Umkreis von 20 Kilometern die Bevölkerung mit Internet versorgt. Obwohl man natürlich vom Berg aus sicher gut und gerne 50 Kilometer Sicht hat, ist die Reichweite bei Mikrowelle eingeschränkt, ganz zu schweigen von Kurzwelle, wo durch die Reflektion an der Ionosphäre interkontinental Verbindungen möglich sind, die mich als Amateurfunker sehr in Bann ziehen.

Beeindruckender Blick auf das Bergdorf Río Mojon an der argentinischen Grenze und im Hintergrund die Andenkette von Argentinien.

Beeindruckender Blick auf das Bergdorf Río Mojon an der argentinischen Grenze und im Hintergrund die Andenkette von Argentinien.

Noch etwas zu den Kosten. Die Kosten für einen solchen Antennenturm mit Zubehör liegen bei etwa 30 Tausend Euros. Relativ günstig, da die Technik aus China angeliefert wird. Teuer hingegen kam der Sprit für den Ingenieur. Da in Bolivien schon seit Monaten Treibstoffmangel herrscht, lange Schlangen an den Tankstellen, wo Auto Fahrer mitunter zwei bis drei Nächte warten müssen, ganz zu schweigen von unserer Gegend, wo es keine einzige Tankstelle gibt und damit das von weit her in Privat PKW' s angelieferte Benzin zum doppelten Tankstellenpreis verkauft wird, kam der Ingenieur an kein bolivianisches Benzin und musste eben kurz über die Grenze nach Argentinien fahren, wo ihm das Benzin für sage und schreibe 4 US Dollar pro Liter !!😲 verkauft wurde. Für die Argentinier kein Problem, da ihre Wirtschaft gut läuft, gute Gehälter bezahlt werden und der argentinische Peso wesentlich stärker ist als der bolivianische Boliviano, der immer mehr an Wert verliert. Er rief dann kurz bei der Telekommunikationsfirma an, die meinte aber nur lapidar:" Sie haben einen Vertrag und den müssen Sie erfüllen." Nun, der Ingenieur wird es verkraften können, denn auch sein Salär ist nicht zu verachten.

Der Wertverlust der bolivianischen Währung sieht man auch am Schwarzmarktkurs. Bekomme ich über die bolivianische Bank beispielsweise 1.000 Euros aus Deutschland überwiesen, so zahlt mir die bolivianische Bank etwas mehr als siebentausend Bolivianos aus, während man auf dem Schwarzmarkt dafür das dreifache bekommen hätte. Aber die Banken zahlen nicht mehr wie früher in Euros oder Dollars aus. Angeblich hätte Bolivien kaum noch Dollars. Wohin fließen allerdings, die von der deutschen Bank gutgeschriebenen Dollars oder Euros hin? Das hat mir noch keiner gesagt.

Zudem haben die Preise für Lebensmittel enorm angezogen. Fast alles hat sich verdoppelt, wohl noch etwas günstiger als in Deutschland, aber die Gehälter sind ja in Bolivien weitaus geringer als in Deutschland. Ein gestandener Lehrer verdient etwa 1.000 US im Monat, unsere Ärzte hier vor Ort etwa 1.500 US und ein Maurermeister 25 US am Tag, was ein deutscher Maurer wohl in einer oder 2 Stunden verdient.

P. Claus Braun 
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Mittwoch, 30. April 2025

Gottesdienst in einer Andengemeinde

In den abgelegenen Höhen der Anden spielt der Gottesdienst eine zentrale Rolle im Leben der Gemeinschaft. Es ist nicht nur ein religiöser Akt, sondern ein lebendiger Ausdruck von Tradition, Glauben und Zusammenhalt. Schon früh am Morgen versammeln sich die Gemeindemitglieder, um die Kirche für die Feierlichkeiten vorzubereiten. Diese Momente des gemeinsamen Engagements sind ein Spiegelbild des starken Gemeinschaftssinns, der diese Dörfer prägt.

In den abgelegenen Höhen der Anden spielt der Gottesdienst eine zentrale Rolle im Leben der Gemeinschaft. Es ist nicht nur ein religiöser Akt, sondern ein lebendiger Ausdruck von Tradition, Glauben und Zusammenhalt. Schon früh am Morgen versammeln sich die Gemeindemitglieder, um die Kirche für die Feierlichkeiten vorzubereiten. Diese Momente des gemeinsamen Engagements sind ein Spiegelbild des starken Gemeinschaftssinns, der diese Dörfer prägt.

Die Vorbereitung des Gotteshauses Die Vorbereitungen für den Gottesdienst beginnen oft Tage im Voraus. Die Hauptverantwortung liegt bei den Gemeindemitgliedern, die die Messintentionen aufnehmen. Jede Familie oder Einzelperson bringt ihre Anliegen und Bitten vor, die während des Gottesdienstes vorgetragen werden. Diese Praxis, die tief in der katholischen Tradition verwurzelt ist, gibt dem Gottesdienst eine besonders persönliche

Die Vorbereitung des Gotteshauses
Die Vorbereitungen für den Gottesdienst beginnen oft Tage im Voraus. Die Hauptverantwortung liegt bei den Gemeindemitgliedern, welche zusammen mit dem Priester die Messintentionen aufnehmen. Jede Familie oder Einzelperson bringt ihre Anliegen und Bitten vor, die während des Gottesdienstes vorgetragen werden. Diese Praxis, die tief in der katholischen Tradition verwurzelt ist, gibt dem Gottesdienst eine besonders persönliche und gemeinschaftliche Note.

Der Hauptaltar ist das Herzstück der Kirche und wird mit größter Sorgfalt geschmückt. Blumen, die in den umliegenden Bergen gepflückt wurden, symbolisieren die Schönheit und Fruchtbarkeit der Natur, während Kerzen und bunte Stoffe die spirituelle Verbindung zwischen Himmel und Erde darstellen. Die Dekoration des Altars ist nicht nur eine ästhetische Aufgabe, sondern auch ein Akt des Glaubens und der Hingabe.

Der Hauptaltar ist das Herzstück der Kirche und wird mit größter Sorgfalt geschmückt. Blumen, die in den umliegenden Bergen gepflückt wurden, symbolisieren die Schönheit und Fruchtbarkeit der Natur, während Kerzen und bunte Stoffe die spirituelle Verbindung zwischen Himmel und Erde darstellen. Die Dekoration des Altars ist nicht nur eine ästhetische Aufgabe, sondern auch ein Akt des Glaubens und der Hingabe.

Katechese ohne Altersgrenze In der Andengemeinde gibt es keine Altersgrenze für die Katechese. Sie ist ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens und wird von Jung und Alt gleichermaßen geschätzt. Don Genaro, ein bewundernswerter Mann im Alter von 90 Jahren, ist ein lebendiges Beispiel dafür. Trotz seines hohen Alters hält er weiterhin Andachten und predigt mit einer Energie und Leidenschaft, die jüngere Generationen inspiriert. Seine Weisheit und Lebenserfahrung verleihen seinen Worten eine besondere Tiefe und Authentizität, die alle Anwesenden berührt.

Katechese ohne Altersgrenze
In der Andengemeinde gibt es keine Altersgrenze für die Katechese. Sie ist ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens und wird von Jung und Alt gleichermaßen geschätzt. Don Genaro, ein bewundernswerter Mann im Alter von 90 Jahren, ist ein lebendiges Beispiel dafür. Trotz seines hohen Alters hält er weiterhin Andachten und predigt mit einer Energie und Leidenschaft, die jüngere Generationen inspiriert. Seine Weisheit und Lebenserfahrung verleihen seinen Worten eine besondere Tiefe und Authentizität, die alle Anwesenden berührt.

Kinder sitzen während der Katechese aufmerksam auf den Holzbänken oder manchmal einfach auf dem Kirchenboden, während ältere Mitglieder der Gemeinde in stiller Ehrfurcht lauschen. Es ist ein Moment, in dem Generationen miteinander verbunden sind, während die Werte und die Glaubensgrundsätze weitergegeben werden.

Kinder sitzen während der Katechese aufmerksam auf den Holzbänken oder manchmal einfach auf dem Kirchenboden, während ältere Mitglieder der Gemeinde in stiller Ehrfurcht lauschen. Es ist ein Moment, in dem Generationen miteinander verbunden sind, während die Werte und die Glaubensgrundsätze weitergegeben werden.

Der Gottesdienst
Wenn die Glocken läuten, erfüllt ein Gefühl der Erwartung und Freude die Luft. Die Gemeinde strömt in die Kirche, ihre Gesichter leuchten in der Morgensonne. Die Zeremonie beginnt mit traditionellen Gesängen, begleitet von einheimischen Instrumenten wie der Quena (einer Art Flöte) und der Charango (einer kleinen Gitarre). Diese musikalischen Elemente verleihen dem Gottesdienst eine einzigartige kulturelle Note und erinnern an die tief verwurzelte Verbindung zwischen dem christlichen Glauben und den indigenen Traditionen.

Der Priester, oft ebenfalls ein angesehener älterer Mann, leitet die Messe mit einer Würde und Wärme, die alle Anwesenden erfasst. Don Genaro, wenn er nicht selbst die Messe hält, hat immer einen Platz in der ersten Reihe, wo er seinen Segen spendet und die Gemeinde mit seinen stillen Gebeten unterstützt.

Die Bedeutung des Gottesdienstes
Für die Menschen in der Andengemeinde ist der Gottesdienst weit mehr als eine religiöse Pflicht. Er ist ein Moment des Zusammenkommens, ein Raum für Reflexion und ein Anlass, Dankbarkeit auszudrücken. Besonders in den Herausforderungen des Lebens in den Bergen – vom harten Klima bis zur Abgeschiedenheit – bietet der Gottesdienst Trost und Hoffnung.
Nach der Messe versammelt sich die Gemeinde oft draußen vor der Kirche, um Neuigkeiten auszutauschen, gemeinsam zu essen oder einfach die Gemeinschaft zu genießen. Diese Momente des sozialen Austauschs sind ebenso wichtig wie die spirituellen Elemente und stärken die Bindungen zwischen den Gemeindemitgliedern.

Ein lebendiges Erbe
Der Gottesdienst in einer Andengemeinde ist ein lebendiges Erbe, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es ist eine Feier des Lebens, des Glaubens und der Gemeinschaft, die in ihrer Einfachheit und Tiefe beeindruckt. Don Genaro und seine unermüdliche Hingabe sind ein leuchtendes Beispiel dafür, wie der Glaube Menschen auch in hohem Alter stärken und inspirieren kann.

So wird die Kirche nicht nur zu einem Ort des Gebets, sondern auch zu einem Zentrum des Lebens, einer Quelle der Inspiration und einem Anker in der oft schwierigen Realität der Berge. Die Andengemeinden zeigen, wie Tradition und Innovation Hand in Hand gehen können, um eine lebendige und bedeutungsvolle spirituelle Praxis zu schaffen, die den Alltag bereichert und die Gemeinschaft stärkt.

P. Claus Braun 
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