Am heutigen Sonntag habe ich wieder einmal im Bergdorf Santa Isabel Dienst. Es liegt noch höher als San Pablo de Lípez, wo ich wohne. Mit 4.300 Metern Höhe ist mein zweithöchstes Dorf. Die Menschen dort arbeiten zumeist im Bergbau. Unweit vom Dorf ist die Mine angesiedelt. Durch den steten Verfall des Mineralpreises arbeiten allerdings nur noch wenige Familienväter in der Mine. Das hat sich auch in der Anzahl der eingeschriebenen Schüler niedergeschlagen. Lehrer Bolivar unterrichtet in der Tat nur zwei Schüler in einer neu errichteten Schule. Leider ist vor Jahren das Dach der alten Kirche eingefallen. Man hat mir versprochen, dass die Bewohner das Dach wieder aufbauen wollten, aber bis Dato hat sich nichts getan. Im Gegenteil, mittlerweile sind auch die Kirchenwände vom Regen schon stark mitgenommen, sodass an ein einfaches Aufsetzten des Daches nicht mehr zu denken ist. Also halten wir den Sonntagsgottesdienst in der neuen Schule. Obwohl im Schulsaal Holzboden vorhanden ist, frieren wir doch alle etwas, da man beim Projekt den Gang, der den Klassenzimmern vorgelagert ist, nicht mit Plastik gedeckt hat, um die Sonnenstrahlen einzufangen. Katechet Ovidio hält einen kleinen Tiefkurs, so gut es eben bei der Kälte geht. Ich habe die Lesungen des heutigen Sonntags über die Witwe von Sarepta und den Jüngling von Naín ausdrucken lassen, sodass die Leute nochmals zuhause einen Blick auf das Bibelwort werfen können. Zudem schließen sich den Lesungen Fragen zum Geschehen an, die wir mit den 24 anwesenden Gläubigen behandeln. Dann sehe ich ein Mädchen und frage sie, weshalb sie nicht in die Schule geht. Nun, sie habe die Schule abgebrochen, erklärt sie mir, da sie mit 15 Jahren ein Kind erwartete, das allerdings ein angelito, ein Engelchen, wäre, d.h. mittlerweile schon gestorben sei. Sie lässt eine Messe für das Engelchen lesen.
P. Claus Braun
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