Liebe Freunde der Bolivienmission,
das Bergdorf El Tholar auf 4015 Metern Höhe stand heute zum Besuch an. Es waren knapp drei Stunden Fahrt mit dem Jeep auf teilweise unwegsamen Pisten. Eine Straßenraupe sollte vor einigen Wochen den Weg geglättet haben, aber davon konnte ich nichts sehen. Meist fahren diese Planierraupen recht schnell über die Hoppelpiste und wo der Straßenzug etwas eingebrochen ist, heben sie einfach die Ladeschaufel hoch und fahren darüber hinweg. Eine zumeist schlampige Arbeit. Aber der Blick auf die Berge war wie immer wunderschön und entschädigte für die miserable Piste. Im Andendorf erwarteten mich schon die Schülerinnen und Schüler. Sie begrüßten mich, teilweise umarmten sie mich auch. Die beiden Lehrer der Grundschule waren damit beschäftigt, ein Dankesschreiben zu entwerfen für die Unterstützung der Schulspeisung in diesem bald zu Ende gehenden Schuljahr.Ich hänge Euch dieses von Herzen kommende Dankesschreiben an, denn sie erwähnen eigens die Wohltäter in Deutschland, die diese Speisung erst ermöglicht haben. Also der Dank gilt in erster Linie Euch in der alten Heimat. Die Amtsträger des Dorfes wie auch die Bürgerinnen und Bürger haben alle unterschrieben und soweit sie Stempel hatten, wurden diese auch auf das Dankesschreiben gedrückt. Wir haben in diesem Dorf 19 Grundschülerinnen und Grundschüler und zwei sehr aktive Lehrer. Etwa 900 Euros konnte ich zu Anfang des Schuljahres übergeben, und damit konnte die Schulspeisung sichergestellt werden. Die Eltern gaben nochmals 110 Euros dazu. Die Mütter sorgten für das Zubereiten des Mittagessens als Gegenleistung. Eine verschwindend kleine Lebensmittelzugabe kam vom Bürgermeisteramt. Insgesamt konnte ich in diesem Schuljahr vier Grundschulen unterstützen mit 40 bis teilweise 150 Schülerinnen und Schüler. Das waren dann insgesamt doch etwa 6000,00 Euros, die ich eingesetzt habe. Es ist ja bei uns so, dass die Eltern meist tagsüber auf dem Land sind, ihre Äcker bearbeiten und sich um ihre Lamas kümmern. Da wären dann die Grundschüler meist auf sich allein gestellt. Anstatt das von den Eltern vorbereitete Essen zu sich zu nehmen, bevorzugten die Kinder auf der Straße zu spielen.
Durch unsere Schulspeisung ist aber alles bestens geregelt und alle kommen zu einer warmen Mahlzeit um 12.15 Uhr. Während unsere Lehrer dieses Dankschreiben entworfen haben, saß ich zusammen mit meinem Katecheten in der Direktion und bereitete zwei Schüler vom Kolleg auf die Taufe vor. Seit langer Zeit ist mir da immer Philippus ein Vorbild, der zu dem Äthiopier auf den Karren stieg, ihn den Propheten Isaias lesen sah und da ansetzte, um ihm das Leben Jesu erklären. So ging es bei uns von den 10 Geboten, dem Auszug aus Ägypten zum Leben Jesu und seiner Auferstehung. Ich fragte die beiden Jugendlichen, ob sie denn eine Bibel hätten, was sie mir bejahten. Also gab ich ihnen die Aufgabe, in den nächsten Wochen mal ein Evangelium in aller Ruhe zu lesen.
Drüben im großen Schulraum wurde es schon etwas lauter. Die Kleinen warteten auf den Gottesdienst und rannten schon hin und her. Lehrer Juan begleitete hervorragend die Lieder mit seiner Gitarre. Lehrer Mateo trug die Lesung vor und erklärte mit eigenen Worten die Fragen, die ich zur Taufe und zur Lesung vorbereitet habe. Den Erwachsenen erzählte er Einiges zum Leben Jesu in der Indiosprache Quechua. Danach durften die Schülerinnen und Schüler eine Bibel zeichnen und darin den Satz schreiben: “Du sollst den Nächsten lieben wie Dich selbst!“ Das machen sie immer sehr gerne, und unsere Erwachsenen helfen den Kleinen immer etwas beim Schreiben und beim Zeichnen. Was mich besonders bei den Gottesdiensten in diesem Dorf erfreute, ist die Tatsache, dass auch die wenigen Sektenmitglieder präsent sind und mitbeten und auch mitsingen. Einige haben sich auch entschlossen, wieder zu uns zurückzukehren. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es im Speisesaal ein Mittagessen. Ich tätigte noch einige Einkäufe und dann mussten wir die Heimfahrt antreten. Gegen 18.00 Uhr war ich wieder auf meiner Missionsstation zurück.
Unser Kapellenbau in Kollpani geht langsam voran. Bald sind es zwei Jahre her, dass wir mit dem Bau begonnen haben. Aber das macht nichts, denn ich bevorzuge diese Bauten mit Arbeitern aus dem Dorf vorzunehmen. Dann erzählen sie mal in einigen Jahren ihren Kindern oder Enkeln: “Siehe, da hat der Opa mitgebaut.“ Eine Firma zu beauftragen, käme auch viel zu teuer. Diese Kapelle in Kollpani wird am Ende etwa auf 25000,00 Euros kommen. Eine Firma würde sicher das Doppelte, wenn nicht sogar das Dreifache verlangen. Mit diesem Prinzip bin ich immer sehr gut gefahren bei all den 25 Kapellen, die ich in meiner bald 36 jährigen Missionszeit erbaut habe.
Mittlerweile haben wir vom Staat ein relativ großes Hospital an meinem Missionssitz finanziert bekommen. Dank der Telemedizin kann der Arzt hier Untersuchungen wie EKG und Ultraschall vornehmen und diese dann an einen Spezialisten in den Großstädten weiterleiten, der dann die Untersuchungen auswertet und wenige Tage später das Ergebnis mit der entsprechenden Therapie mitteilt oder bei schnellem Internet könnte der Arzt im beispielsweise 700 Kilometer entfernten La Paz selbst mit dem Patienten in Kontakt treten. Das geht hier „noch“ nicht, da das Internet dafür nicht schnell genug ist. Und alles ist dank eines präsidialen Erlasses völlig gratis. An meinem zweiten Missionssitz wurde ein großes Schulkolleg eingeweiht, aber das wohl beeindruckendste Projekt war die Verlegung einer Trinkwasserleitung in San Antonio de Esmoruco. Aus 22 Kilometern mitten aus den Bergen fließt nun ausreichend gutes Trinkwasser ins Dorf. Früher fiel das Trinkwasser öfters aus. Darüber sind wir alle sehr erleichtert, denn Wasser ist Leben.
Am 8. Oktober haben wir meinen 65. Geburtstag gefeiert. Ich wurde dort am Morgen, ganz zu meiner Überraschung, mit einer Torte erwartet. Danach stand der Dankgottesdienst an und im Anschluss wurde der schmackhafte Lama-Braten serviert. Eine weitere Überraschung kam aber einige Tage später in Esmoruco, meinem 2. Missionssitz. Ich wurde am Morgen vom Direktor der Schule zu einer Hora Civica eingeladen, bei der es eine Überraschung geben werde. Nach den Darbietungen von Gedichten und landesüblichen Tänzen gingen zwei Lehrerinnen in einen Schulsaal und trugen plötzlich eine riesige Torte auf den Schulplatz. Doch nicht genug, wenig später zauberten die Schülerinnen noch einen zweiten Tisch hervor, auf dem ebenfalls eine imposante Torte stand und schließlich stellte man noch eine dritte Torte dazu. Die Jugend erzählte mir, dass 125 Eier in die drei Torten eingeflossen sind, denn jede Schülerin und jeder Schüler spendierte ein Ei. So hatte es der Direktor geplant. Ich war am Ende ganz gerührt, fand aber noch die entsprechenden Dankesworte. Man wird ja halt nur einmal im Leben 65 Jahre alt!! Und es sollte nicht genug sein. Am Sonntag nach dem Gottesdienst lud unser Bürgermeister noch zu einem Festessen anl. meines Geburtstages ein, zu dem er noch etliche meiner Freunde aus dem Dorf dazu eingeladen hatte. Solch ein Fest wird man also nicht so schnell vergessen.
Da bin ich allerdings schon bei einem Anliegen an Euch, die Ihr mich die ganzen 36 Jahre meiner Südamerikamission begleitet habt. In anderthalb Jahren gedenke ich meine Mission in Bolivien zu beenden. Ich sagte ja immer, ich möchte nicht erst gehen, wenn man am Stock geht. Ich bin sehr mit meiner Heimat Mannheim – Käfertal verbunden und dort möchte ich auch als “Rentner“ einmal leben. Normalerweise müsste der Bischof hier in Bolivien für mich sorgen, aber er hat kaum Gelder, um eine Rente zu zahlen. So bin ich meinem Heimatbischof in Freiburg, Erzbischof Stephan Burger, sehr dankbar, der in Anbetracht meiner Aufbauarbeit, die ich in Bolivien geleistet habe, mir den Tischtitel verliehen hat, der mit einer entsprechenden Rente verbunden ist. Nun die Rente reicht nicht nur für einen Tisch und das Essen, das man sich darauf zubereitet, aber man kann auch keine zu großen Sprünge damit machen. In Deutschland ist ja alles sehr teuer. Hier in Bolivien zahle ich z. B. nichts an Miete für die Missionsstation. In Deutschland sind hingegen die Mieten sehr teuer. Keinerlei Steuern müssen entrichtet werden, das Wasser ist gratis etc. So bitte ich Euch inständig, doch für mich nach einer einfachen Wohnung zwei Zimmer mit Küche und Bad genügen) in Käfertal Ausschau zu halten. Evtl. könnte auch jemand von Euch so eine preisgünstige Wohnung anbieten. Setzt Euch dann bitte mit mir via E-Mail in Verbindung. Der Postdienst läuft leider seit über einem Jahr in Bolivien nicht mehr so gut, aber ich bekomme schon die Briefe. Ich bin überzeugt, dass Ihr etwas Passendes in Käfertal für mich finden werdet. Ich bin gespannt auf Eure Mails.
Nun wünsche ich Euch eine besinnliche Adventszeit und ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest und ein friedvolles Neues Jahr.
In Dankbarkeit grüßt Euch
P. Claus Braun
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Missionsgesellschaft vom Hl. Geist, Missionsprokur Knechtsteden, Pax-Bank Köln Iban: DE29 3706 0193 0021 7330 32 BIC: GENODED1PAX mit dem Vermerk: Für P. Claus Braun in Bolivien. Der Vermerk darf unter keinen Umständen fehlen.Sollte es mit der Spendenbescheinigung ‘mal nicht klappen, schickt Frau Tran von der Missionsprokur, Tel.: 02133-869144 auf Anfrage dann die gewünschte Bescheinigung
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