Samstag, 28. November 2020

Zum Weihnachtsfest 2020

P. Claus Braun, Casilla 3, Potosí, Bolivien E-Mail: Braun4230@gmail.com  00591 73650353 für WhatsApp

 Liebe Verwandte, Bekannte und Wohltäter,

Adventskranz; die Kerzen sind entsprechend den liturgischen Farben für den ersten, zweiten und vierten Advent violett und für den dritten rosa 

[Quellvermerk: Von Jonathunder - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12311700]

Beim Lesen meines Tagebuchs fiel mein Blick immer wieder auf die Statistiken und Verordnungen wegen des schrecklichen Corona-Virus.

Am 3. Februar wurde in Bolivien das neue Schuljahr eröffnet, aber nur wenige Wochen später wurden die Schülerinnen und Schüler bis auf Weiteres wieder entlassen, da auch in Bolivien das Virus im Vormarsch war. Mitte August wurde dann das Schuljahr für beendet erklärt.  Unsere Lehrerinnen und Lehrer konnten noch Lernhefte für die Schüler ausarbeiten, um wenigstens etwas den Schulstoff zu vermitteln. In den Städten, wo es schnelles Internet gibt, wurden virtuelle Schulstunden angeboten.

In unserer Pfarrei konnte ich zu Beginn des Virus wohl die Gottesdienste feiern, allerdings mit nur wenigen von mir den Tag über eingeladenen Gläubigen. Nach einigen Monaten wurde die Quarantäne in Bolivien gelockert. Ich läutete demzufolge wieder die Kirchenglocken und hatte meist zwischen 30 und 50 Gläubige bei den Gottesdiensten vor mir. In Esmoruco haben wir uns zu einem Bitt – u. Bußgang ganz besonderer Art entschlossen, um den Herrn anzuflehen, uns vor dem Virus zu verschonen. Um 2:00 Uhr in der Frühe bei winterlich klirrend kalten Temperaturen sind wir zum Gebet in der Kirche zusammengekommen, danach fuhren wir mit 15 Jeeps zum Fuß unseres Hausbergs. In einem achtstündigen Aufstieg haben über 80 Bürgerinnen und Bürger aus verschiedenen Andendörfern der Pfarrei den 5700 Meter hohen Bonete bestiegen.

Alle schafften es. Droben wurden Rauchopfer wie zu alttestamentlichen Zeiten dem Herrn dargebracht. Am kommenden Tag hatte ich über 100 Teilnehmer bei der Messe, denen ich die Strapazen der Bergbesteigung nicht angesehen habe. Nun, wer eben in den Anden geboren wurde, hat eine andere körperliche Robustheit wie wir Ausländer. 

Bis Dato muss ich für Fahrten zu Besuchen in meinen Bergdörfern, die nicht zu unserem Landkreis gehören, erst ein Bittgesuch an die Autoritäten aufsetzten, das dann von ihnen unterschrieben wird. Mit diesem Gesuch werde ich dann im Anden-Hospital vorstellig. Unsere Ärztin untersucht mich und stellt mir dann das ärztliche Attest für die Fahrt aus. Fahre ich recht früh weg, muss ich mir bei den Autoritäten des Dorfes erst den Schlüssel für die Schranke besorgen, denn der Schrankenwart beginnt seinen Dienst erst um 7.00 Uhr und schließt die Schranke gegen 19.00 Uhr abends. In dieser Zeit wird jedes Auto registriert, und man muss zudem den Grund für die Fahrt angeben. Bislang haben diese Maßnahmen gefruchtet, denn wir sind hier im Dorf Corona frei geblieben. Einige LKWs mit Sonderlizenzen versorgten uns in der Corona Zeit mit den wichtigsten Lebensmitteln. Bei unserer schon vor drei Jahren mit dem Bau begonnenen Kapelle in Kollpani hätten wir eigentlich schon die Einweihung feiern sollen, aber wochenlang war auf Grund der gesundheitlichen Corona Verordnungen im Dorf jegliche Bauarbeit untersagt worden, bei der mehr als eine Person beschäftigt war. Seit ein paar Wochen laufen aber die Bauarbeiten wieder, und es fehlen nur noch ein paar Meter bis zur endgültigen Turmhöhe. Das Kirchenschiff ist schon länger fertig. Evtl. können wir zu Weihnachten die Einweihung vornehmen. Dann muss ich noch von einem Projekt berichten, das gar nicht in meinen Planungen stand. In Oke Orco de Quillacas, einem idyllisch gelegenen Grenzdorf zu Argentinien hin, ist vor zwei Jahren das Dach in der Regenzeit eingebrochen. 

Wir sind mit dem Aufbau des Daches der Kapelle in Quillacas beschäftigt.

Wir sind mit dem Aufbau des Daches der Kapelle in Quillacas beschäftigt. 

Im Gegensatz zur Kapelle in Kollpani haben sich die Bürgerinnen und Bürger in der Quarantäne dazu entschlossen, das eingefallene Dach und die schon geneigten Wände abzutragen und dann die Steinwände senkrecht neu hochzuziehen. Nun haben sie mich gebeten, doch mit dem Material zum Decken des Daches zu helfen. Das habe ich schon einmal zugesagt, da ich die ganzen Jahre über immer wieder mit Eurer finanziellen Hilfe rechnen konnte.

Dann waren in Bolivien auch noch vor wenigen Wochen die wiederholten Präsidentschaftswahlen, denn bei der Wahl im Oktober 2019 waren Unregelmäßigkeiten aufgetreten, in deren Folge Präsident Evo Morales zurückgetreten und ins Exil nach Mexiko und Argentinien mit seinen engsten Parteifreunden geflohen ist. Trotzdem konnte nun seine Partei, die MAS (Bewegung zum Sozialismus hin), einen erdrutschartigen Sieg mit 55 % einfahren und seinen Herausforderer Carlos Mesa vom rechten Lager mit nur 29 % auf den 2. Platz verweisen. Hoffen wir, dass es in Bolivien bergauf geht.

Zum Schluss danke ich Euch allen für Euer begleitendes Gebet, ohne dass unsere Arbeit keine Früchte tragen kann und die großen finanziellen Hilfen. Euch allen wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein in jeder Hinsicht frohes Neues Jahr hoffentlich ohne Corona.

Aus den Anden Boliviens grüßt Euch
Euer dankbarer P. Claus Braun

                     
   
Für Spenden: Missionsgesellschaft vom Hl. Geist, Missionsprokur Knechtsteden,
Pax-Bank Köln Iban: DE29 3706 0193 0021 7330 32   BIC: GENODED1PAX  
mit dem Vermerk: Für P. Claus Braun in Bolivien.

 P. Claus Braun
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