Freitag, 12. Februar 2021

Langjähriger Freund unerwartet gestorben

 

Padre Claus links Padre Dietmar rechts

Am Morgen des 28. Januar erreichte mich die völlig unerwartete Nachricht, dass mein Freund seit Studientagen und Begleiter auf den missionarischen Wegen im Urwald Brasiliens und in den Höhen der Anden verstorben ist. Gemeinsam wurden Dietmar Kraemer und ich am 28. Mai 1981 zum Priester geweiht und beide verspürten wir den Wunsch, in die Mission gehen zu müssen. Viele gemeinsame Unternehmungen prägten diese lange Zeit. 1981 beispielsweise bestiegen wir in einer tagelangen Expedition den höchsten Berg Afrikas, den Kilimandscharo, mit seinen fast sechstausend Metern Höhe. Bei etwa viertausend Metern machte ich schlapp und Dietmar ermunterte mich mit seinen Worten: „Jetzt haben wir schon so viel investiert, Du schaffst es!“ Und wirklich mit meinen letzten Kräften schaffte auch ich es auf den Gipfel. Dann wollten wir uns ins Gipfelbuch eintragen. Der Kasten aus Metall war wohl vorhanden, aber nicht mehr das Gipfelbuch. Nicht so schlimm, denn unten bei der Registrierungsbehörde bekamen wir unsere Urkunde fürs Ersteigen des Kilimandscharo.

Bei einer gemeinsamen Fahrt im Einbaum auf einem der Nebenflüsse vom Amazonas in der Nähe zur peruanischen Grenze waren wir abwechselnd am Rudern. Das war doch sehr anstrengend bei den heißen Temperaturen. Wir legten an einer Sandbank an und blickten auf einen Baumstamm. Dietmar zog seine Spiegelreflexkamera, um einige Bilder zu schießen. Da schrie ich, aufpassen, das ist kein Baumstamm, sondern ein Krokodil. Nun ja, das Krokodil blieb weiterhin liegen und ließ uns in Ruhe.

Dietmar hatte immer ein Herz für die ganz Verlassenen und Ärmsten der Armen. Im Amazonasurwald besuchte er zu Fuß mit Rucksack entlegene Hütten, wo noch nie ein Priester vorbeischaute. Auf einer Fahrt im Einbaum zur peruanischen Grenze wäre ihm dies aber beinahe zum Verhängnis geworden. Mit seinem Motoristen tuckerten sie den Fluss hinauf. Plötzlich flog ein Giftpfeil auf die beiden zu. Er blieb zum Glück im Einbaum hängen. „Umkehren“, schrie Dietmar. Er erzählte mir, dass er in der Ferne noch einen nackten Indianer sah, der den Pfeil abgeschossen hatte. Nun, diese wilden Indianer haben keinen Kontakt zur Außenwelt und andere Menschen waren ihnen wohl fremd. Dietmar kannte wie kaum ein anderer den Urwald der Pfarrei Feijo, aber wenn er hörte, dass es in der Ferne noch eine Ansiedlung gab, die gerne den Priester sehen möchte, machte sich Dietmar auf den beschwerlichen Weg.

Nach fast 40 Priesterjahren hat er sich nun auf seine letzte „Desobriga“ aufgemacht, die im Himmelreich enden wird. Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen mit Dietmar in den himmlischen Wohnungen.

P. Claus Braun
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